Anita Farkas: Geschichte(n) ins Leben holen. Die Bibelforscherinnen des Frauenkonzentrationslager St. Lambrecht. Graz 2004.

Inhalt

Heimo Halbrainer: Vorwort - 6
Vorbemerkung und Danksagung - 8

1. Einführung - 11

1.1. Einleitung - 11
1.2. Forschungsgegenstand - 12
1.3. Quellenlage - 14
1.4. Oral History und ihre Bedeutung - 16

2. Geschichte der Zeugen Jehovas - 19

2.1. Zur Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas - 19
2.2. Gründung und Entwicklung der Religionsgemeinschaft - 20
2.3. Die Geschichte der Verfolgung in Deutschland - 23
2.4. Verfolgung der Zeugen Jehovas in Europa - 36
2.5. Widerstand der Zeugen Jehovas - 42
2.6. Zeugen Jehovas in Konzentrationslagern - 47

3. Zeuginnen Jehovas im KZ Ravensbrück - 50

3.1. Die Situation der Bibelforscherinnen im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück - 50
3.2. Lage und Organisation - 50
3.3. SS-Aufseherinnen-Ausbildungsstätte - 52
3.4. Die Lebensbedingungen der weiblichen Häftlinge - 53

4. Die Situation des Stiftes St. Lambrecht im Vorfeld - 61

4.1. Kurzeinführung in die Geschichte des Stiftes St. Lambrecht
und die Situation vor dem "Anschluss" 1938 - 61
4.2. Die Beschlagnahme des Stiftes durch die Nationalsozialisten
          und die weitere Entwicklung des Klosters zum SS-Wirtschaftsgut - 62
4.3. Die kommissarische Verwaltung - 78
4.4. Das Männerkonzentrationslager - 83

5. Das Frauenkonzentrationslager St. Lambrecht - 99

5.1. Gründung eines Frauenkonzentrationslagers im Stift - 99
5.2. Transport der weiblichen Häftlinge - 101
5.3. KZ-Bewachung im Frauen-Konzentrationslager St. Lambrecht - 101
5.4. Struktur der Lagergesellschaft - 104
5.5. Unterbringung und Hygiene - 106
5.6. Kleidung - 108
5.7. Ernährung - 110
5.8. Arbeit - 112
5.9. Krankheiten und Krankenbetreuung - 117
5.10. Kontakte mit anderen sozialen Gruppen - 120
5.11. Lagerstrafen - 125
5.12. Glaubensaktivitäten - 126
5.13. Größe des weiblichen Häftlingskommandos - 127
5.14. Befreiung - 129
5.15. Reisen in verschiedene Heimatländer - 131

6. Biographien der weiblichen Häftlinge von St. Lambrecht - 134

6.1. Zeuginnen Jehovas aus den Niederlanden - 134
6.1.1. Petronella Katharina (Toos) Berkers -- Van Lierop - 134
6.1.2. Gerdina Rabouw-Huisman - 140
6.1.3. Jansje (Jans) Hoogers-Elbertsen - 146
6.1.4. Corstiaantje (Sjaan) Pronk -- van Den Oeve - 151
6.1.5. Froukje Volp - 156

6.2. Zeugin Jehovas aus Belgien - 161
6.2.1. Maria Floryn - 161

6.3. Zeuginnen Jehovas aus Deutschland - 167
6.3.1. Alwine Blöbaum - 168
6.3.2. Ella Hempel - 171
6.3.3. Franziska Herold - 173
6.3.4. Helene Leopold - 174
6.3.5. Anna Schädlich - 174
6.3.6. Emma Schüler - 175
6.3.7. Paula Uhlig - 175
6.3.8. Ella Ulbrich - 177
6.3.9. Magdalena Willibald - 178  
Textauszug...
6.3.10. Meta Winkler - 181

6.4. Zeuginnen Jehovas aus Österreich - 183
6.4.1. Hedwig Hummel - 184
6.4.2. Therese Schreiber - 186
6.5. Zeuginnen Jehovas aus Polen - 190
6.5.1. Anna Czudek - 190
6.5.2. Antonia Kurcewski - 190
6.5.3. Febronia Makurat - 191
6.5.4. Elisabeth Schütt - 191
6.5.5. Paulina Wölfle - 192

7. Trauma durch Geschichte - 196

7.1. Konzeption der Traumatisierung durch Konzentrationslager - 196
7.2. Historischer Rückblick - 196
7-3- Zum Begriff Trauma - 197
7.4. Zur psychoanalytischen Konzeption von Traumata durch Konzentrationslagerhaft - 198
7.5. Traumatisierungsphasen - 199
7.6. Überlebensstrategien während der akuten Traumatisierung - 202
7.7. Traumatheorie - 205
7.8. Charakteristika des Traumas - 207
7.9. Traumaverarbeitung -- Spätfolgen der Traumatisierung - 208
7.10. Biochemisches Erklärungsmodell der Traumawirkung - 210

8. Ergebnisse - 212

Anmerkungen - 227

9. Quellen und Literaturverzeichnis - 243

9.1. Archiv - 243
9.2. Literatur und gedruckte Quellensammlungen - 243

10. Abkürzungen - 250
11. Abbildungsnachweis - 251


ZITATE

[S. 178]

6.3.9. Magdalena Willibald

Magdalena wurde am 29. Mai 1898 in Esting im Bezirk Fürstenfeldbruck mit dem Mädchennamen Sedlmeier geboren.[391]

[Foto] Magdalena Willibald, Opferausweis 1949

Als getaufte Katholikin trat sie 1926 gemeinsam mit ihrem Mann Martin aus der katholischen Kirche aus und wandte sich der Lehre der Bibelforscher zu. Im Raum Bad Tölz nahm das Ehepaar Willibald an Glaubensversammlungen der Zeugen Jehovas teil und verbreitete auch die religiöse Lehre. 1936 zog die Familie nach München. Magdalenas Sohn, der 1921 geboren worden war, wurde aufgrund der beengten Wohnverhältnisse zu seiner Großmutter gegeben, bei der er aufwuchs. Die damals neunjährige Tochter Magdalena blieb bei ihren Eltern und wurde im Sinne der Bibelforscherlehre erzogen. Im August 1943, als ihre Mutter bereits im KZ St. Lambrecht in der Steiermark inhaftiert war, ließ sie sich taufen.

[S. 179]

[Foto] Familie Sedlmeier, Magdalena als Kind, Aufnahmedatum unbekannt

Magdalena Willibald verbreitete in der Zeit des Nationalsozialismus Ausgaben der Zeitschrift "Wachtturm" unter den Zeugen Jehovas und wurde zusammen mit ihrem Mann am 3. Dezember 1942 in ihrer Wohnung von der Gestapo verhaftet. Im Prozess 1943 wurde sie freigesprochen, jedoch in der Folge nicht freigelassen. Stattdessen wurde sie von der Gestapo ins Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert, wo sie die Häftlingsnummer 35.072 erhielt.[392]

Ihr Mann wurde wegen Verdachts der Wehrkraftzersetzung angezeigt, nach einem Jahr Untersuchungshaft jedoch – im Gegensatz zu seiner Frau – aus der Haft entlassen.

Im Mai 1943 [?; 1944] überstellte man Magdalena Willibald in das Ravensbrücker Außenlager St. Lambrecht. Über ihren Arbeitseinsatz in diesem Nebenlager ist nichts bekannt.

[S. 180]

[Foto] Magdalena Willibald, Brief an ihren Mann

[Foto] Abbildung: Eilnachricht an Magdalena Willibald aus 1944

Nach der Befreiung durch die britische Armee ging sie über Klagenfurt, Weyern – wo sie sich am 20. Juni 1945 bei der britischen Besatzungsmacht meldete, die ihr eine Aufenthaltsbestätigung bis 27. Juli 1945 ausstellte – nach Salzburg. [S. 181] Bis zum 27. August blieb sie im Flüchtlingslager Salzburg, wo sie ihren Rückkehrwunsch in die Heimat Bayern schriftlich bekannt machte.[393] Wann Magdalena Willibald in München ankam, ist nicht bekannt. Am 28. April 1953 wurde ihr der Opferstatus für Verfolgte des nationalsozialistischen Regimes aus religiösen Gründen zuerkannt. [394]

(Die Anmerkungen und Quellen sind dem gedruckten Exemplar zu entnehmen.)


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